Benachteiligte junge Menschen und unternehmerische Kompetenzen – Passt das zusammen?
Zusammen mit 11 Partnern aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden entwickelt das IKG im Rahmen des EU-Projekts Empowering Youth through Entrepreneurial Skills (EYES) derzeit ein Konzept, um benachteiligte junge Menschen mit Hilfe von unternehmerischen Kompetenzen wieder an den Arbeits- bzw. Ausbildungsmarkt in Nordwesteuropa heranzuführen. In der aktuellen Konzeptphase des Projekts treffen die unterschiedlichen Traditionen und Kulturen der Arbeit mit benachteiligten jungen Menschen in den beteiligten EU-Staaten in einem spannenden Austausch aufeinander.
So fand Anfang Mai 2019 ein Workshop zum Thema mitten im Brüsseler Stadtteil Molenbeek statt, einem weithin bekannten sozialen Brennpunkt. Dort hat der belgische Projektpartner JES seinen Hauptsitz, weitere Standorte sind Antwerpen und Gent. In Flandern gilt JES als wegweisend für innovative Jugendarbeit und ist auch in der jugendpolitischen Landschaft der wirtschaftlich wohlhabenden Region gut verankert.
In dem schönen, alten Industriegebäude aus rotem Backstein nahe der Kathedrale St. Catherine befinden sich ein Hotel, Gastronomie, Werkstätten, Tagungs- und Aufenthaltsräume sowie eine ziemlich anspruchsvoller Kletterpark - mitten im Hof. Junge Menschen können hier ihre Energie und Beweglichkeit unter Beweis stellen, oder auch ihre Grenzen erkennen. Unter dem Motto "Find - Mind - Bind" (etwa: Vertrauen schaffen - Ziele stecken - Vebindlichkeit vereinbaren) spricht JES benachteiligte junge Menschen aber nicht nur auf dem eigenen Gelände, sondern überall im Quartier direkt an.
Dabei spielen unternehmerische Kompetenzen eine spannende Rolle. Ob "Self-awareness", "Vision", "Perseverance" oder "Taking the initiative" - zentrale Elemente der derzeit äußerst hippen Entrepreneurship Education finden sich oft im Alltag der Jugendarbeit wieder, wenn auch meist mit anderen Begrifflichkeiten. Daher ist es für einen innovativen Akteur wie JES von besonderem Interesse, in einem transnationalen Team aus den Bereichen Jugend, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik das Potenzial von unternehmerischen Kompetenzen für die Arbeit mit benachteiligten jungen Menschen systematisch zu erkunden.
Im Herbst 2019 soll der Prototyp des EYES-Konzepts stehen, eine Mischung aus (ergänzenden) Coaching-Elementen, digitaler Unterstützung und transnationaler Zusammenarbeit. Das Konzept wird dann im kommenden Jahr von professionellen und ehrenamtlichen Coaches in Brüssel, Herne, Lille, London und Tilburg umgesetzt und getestet. Dabei unterliegt es einer permanenten Revision im Rahmen eines aufwendigen Beteiligungsverfahrens (Co-design). Ziel ist es, ein hilfreiches Instrument für die Arbeit mit benachteiligten jungen Menschen zu etablieren, das sich organisch in bestehende Arbeitsabläufe integrieren lässt und keine zusätzlichen Strukturen erfordert.
Das Projekt EYES läuft noch bis Mai 2021 und konnte nur dank der finanziellen Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und durch das Interreg-Nordwesteuropa-Programm ermöglicht werden.